Innovations- und Changeprozesse zur Identifizierung, Ansprache und Begleitung der Zielgruppe
Studienzweifel- und Studienabbruchgedanken treten in allen Semestern und in allen Studiengängen auf. Für das Beratungsangebot bedeutet dies, dass eine heterogene Zielgruppe angesprochen wird, welche sich stetig verändert und weiterentwickelt. Diese Lebendigkeit wirkt sich auf die Projektarbeit aus, kontinuierliche Veränderungs- bzw. Weiterentwicklungsprozesse sind für die erfolgreiche Ansprache und Beratung von Studienzweifler*innen und Studienaussteiger*innen elementar. Vor diesem Hintergrund wurden erfolgversprechende existierende und neue Wege zur Identifikation, Ansprache und Begleitung der Zielgruppen gefunden und getestet.
Diese sogenannten Innovations- und Changeprozesse wurden im Rahmen des Projektes Next Career begleitet und dokumentiert, um einen Wissenstransfer zu ermöglichen. Inhaltlich, methodisch, organisatorisch und zeitlich wurden die Prozesse synchronisiert und in einen integrierten Design Thinking-Prozess überführt. Entscheidend war dabei vor allem:
- Das kreative und gesteuerte Zusammenwirken von unterschiedlichen Perspektiven und Erfahrungen der einzelnen Hochschulprojekte.
- Die gemeinsame Entwicklung der relevanten Themen.
Die Gruppen wurden durch Prozessbegleiter*innen moderiert, welche über verschiedene Erfahrungen in dem Themenkomplex verfügen und so neue Perspektiven einbringen: Jael Fuck hat als systemische Beraterin viele Erfahrungen im Change Management an Hochschulen gesammelt, Peter Schott ist aufgrund seiner langjährigen Tätigkeit als Leiter der ZSB der Universität Münster mit den Themengebieten und Hochschulsituationen vertraut. Werner Pfeifenroth und Guido Lohnherr brachten ihre Expertise aus dem Design Thinking-Prozess ein.
Nachhaltige Verankerung des Themas Studienzweifel/Studienausstieg an den Hochschulen
In der bisherigen Projektlaufzeit fand eine erkennbare Sensibilisierung für die Bedeutung des Themas Studienzweifel/Studienausstieg statt. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, wurden Strukturen an den Hochschulen geschaffen. In diesem Prozess entwickelten die beteiligten Beratungseinheiten eine nachhaltige Herangehensweise sowie Organisationsstrukturen, die dauerhaft zur Bearbeitung der zentralen Herausforderungen zur Verfügung stehen. In einer gemeinsamen Arbeitsgruppe mehrerer Hochschulen wurden Wege besprochen und umgesetzt, um solche Erkenntnisse als Instrumente, Strukturen und Ausstattungen dauerhaft im Hochschulbetrieb zu etablieren.
„Fachwechsel und Studienabbruch sind klassische Themen in Studienberatungs-Einrichtungen der Hochschulen. Gleichwohl wurde ihre Bedeutung lange unterschätzt, ja heruntergespielt. Gut, dass das mit diesem Projekt anders geworden ist. Wenn es jetzt noch gelingt, Formate, die sich im Projektkontext bewährt haben, zu verstetigen (und dazu gehören natürlich die entsprechenden personellen Ressourcen), dann ist uns etwas wirklich Nachhaltiges gelungen.“
Peter Schott
Weiterentwicklung von Gruppenberatungsformaten
Gemeinsam wurden Instrumente der Gruppenberatung gesichtet oder (weiter-)entwickelt und die Implementierung neuer Beratungsformen geprüft. Durch die gemeinsame Durchführung dieser Innovations-/Change-Prozesse wurde gewährleistet, dass Besonderheiten unterschiedlicher Hochschulsituationen berücksichtigt wurden. Gleichzeitig führt ein gemeinsames Arbeiten zu differenzierteren Ergebnissen, die auch eine Übertragbarkeit von Erkenntnissen möglich macht.
„In der Arbeitsgruppe „Weiterentwicklung von Gruppenberatungsformaten“ haben die vorhandenen Erfahrungen an den Hochschulen mit diversen Gruppenberatungsformaten, die vielfältigen beraterischen Kompetenzen sowie die Fähigkeit, verschiedene Perspektiven einzunehmen, zu einem intensiven und bereichernden Austausch geführt. Ziel war es, einen gemeinsamen Konsens als Expert*innen zu finden, um eine Empfehlungsgrundlage für weitere Entscheidungen im Gesamtprojekt zu bilden. Wichtige Eckpfeiler für das Gelingen der Gruppenberatungsformate sind dabei eine stabile, frühzeitige und professionelle Beratung der Zielgruppe, eine hochschulweite Positionierung der Projekte, ein enger Kontakt zu den Fakultäten und die Mittel, um zielgerichtetes Marketing zu betreiben.“
Jael Fuck
Gemeinsame Ansprache von Studienabbrecher*innen
In dieser Gruppe wurden beispielhaft (kampagnenartige) Ansprachen von Studienabbrecher*innen erarbeitet und initiiert. Bestehende Ansätze für eine Ansprache gemeinsam mit Arbeitsmarktakteur*innen wurden aufgegriffen, beleuchtet und weiterentwickelt. Auch aus dieser Gruppe wurden verallgemeinerbare Vorgehensweisen und Lösungsansätze abgeleitet und in einem Leitfaden zusammengefasst.
„Ein verantwortungsvoller Umgang der Hochschulen mit Studienabbrecher*innen ist ein wichtiger gesellschaftlicher Auftrag, dem sich Hochschulen in der heutigen Zeit stellen sollten. Studienabbrecher*innen verfügen über ein großes Potenzial, dessen sie sich zunächst einmal selbst bewusst werden sollten. Dieses Potenzial zu erkennen und bewusst zu nutzen, ist eine wichtige Aufgabe der regionalen Arbeitsmarktakteur*innen, insbesondere in Zeiten eines zunehmenden Fachkräftemangels. Die gemeinsame Ansprache potentieller Studienabbrecher*innen mit den Arbeitsmarktakteur*innen der Region kann hierbei ein wichtiges Instrument zur Unterstützung von Studierenden beim Übergang in den Arbeitsmarkt sein. Auch wenn die Zusammenarbeit mit den Arbeitsmarktakteur*innen in diesem Prozess von hoher Bedeutung ist, muss die Federführung stets in der Hand der Hochschulen bleiben.“
Werner Pfeifenroth
Weitere Themen:
Bei der gemeinsamen Themenentwicklung wurden zwei weitere Themen als relevant bezeichnet. Während sich bei den Innovations- und Changeprozessen auf die oben genannten Themen beschränkt wurde, um eine ausreichende Gruppengröße für einen gemeinsamen Austausch zu erhalten, wurden die beiden anderen Themen parallel aufbereitet:
- Einführung niedrigschwelliger Begleit- und Unterstützungsstrukturen für Studierende: Buddy-Programm als Hilfsangebot bei Studienzweifeln – Ein Leitfaden.
- Entwicklung und Implementierung angepasster Self-Assessment-Tools als Präventionsinstrument in der Begleitung der Studierenden: Blogbeitrag Ich kam, sah und verlor die Orientierung. Berufswahl- und Studieninteressentests.