„Nicht jeder nimmt den Highway.“

Isabell

Isabell hat zuerst BWL studiert, jetzt ist sie in der Germanistik eingeschrieben – doch sie zweifelt, ob die Hochschule überhaupt die richtige Wahl war. Mit Next Career spricht sie über ihre Lösungsideen.

Nachdem ich im Sommer 2014 mein Abitur in der Tasche hatte, bestand für mich kein Zweifel: ein Studium ist der einzig logische nächste Schritt. Ich war die Erste in meiner Familie mit der allgemeinen Hochschulreife, also wäre es doch Verschwendung etwas anderes damit anzufangen, nicht wahr?

„Ich weiß noch nicht genau, aber auf keinen Fall BWL“ war meine Antwort, wenn mich jemand fragte, was ich denn studieren wolle. Viel Textarbeit und kreatives Schreiben, daran war ich interessiert. Germanistik also, mit dem Ziel später in einem Verlag oder im Marketing zu arbeiten.

Das Ziel blieb das Gleiche, nur entschied ich mich für den vermeintlich sicheren Weg: ein BWL-Studium.
Aber ich schloss einen Kompromiss. Meine Eltern wollten, dass ich etwas studiere, womit ich später mit relativer Sicherheit einen Job bekomme. Ich wollte an meinem Ziel festhalten. Also entschied ich mich für BWL, mit dem Ziel, mich auf Marketing zu spezialisieren.

Die ersten Zweifel kamen nach dem zweiten Semester. Obwohl ich anfänglich überrascht war, wie vielseitig das Studium war, stellte sich bald Enttäuschung ein. Die pure Theorie nahm mir jede Motivation.
Doch so einfach wollte ich nicht aufgeben. Ich hatte immer gerne gelernt und war überzeugt meine fehlenden Leistungen lägen am Fach.

Studienfachwechsel, Hochschulwechsel – Die Lösung?

Also zurück zum ursprünglichen Plan: Ich entschied mich zu einem Studienwechsel. Neue Stadt, neue Uni, neues Studium. Germanistik natürlich, mit Anglistik und Amerikanistik als Ergänzungsfach.
Doch auch hier kamen mir im Laufe des zweiten Semesters Zweifel. Die anfängliche Motivation war verschwunden und nun stellten sich die Zukunftsängste ein. Auch hier störte mich die Theorie und das Gefühl, nicht aufs Arbeitsleben vorbereitet zu werden. Dass eine Freundin von mir, die grade ihren Master in Germanistik mit Bestnoten in der Tasche hatte, auch nach langer Suche keinen Job fand, verstärkte diese Ängste nur noch.

Vier Semester, zwei Jahre studiert und kein Abschluss in Sicht. Das Ziel nie aus den Augen verloren und dennoch den falschen Weg eingeschlagen. Meine Freunde schrieben schon fast an ihrer Bachelorarbeit und ich stand als Einzige erneut vor einer Sackgasse. Das Gefühl, endlich etwas erreichen zu müssen, war überwältigend.

Ich sprach mit Familie und Freunden über diese Zweifel. Mir war bewusst, dass ich immer auf Ihre Unterstützung zählen konnte, dennoch halfen mir diese Gespräche nicht weiter. Also wandte ich mich an die Profis.

23 Gleichgesinnte bei Infoveranstaltung der Uni

Ich hatte Glück. Ein paar Tage später fand eine Infoveranstaltung des Projekts „move! Den eigenen Weg finden.“ auf dem Campus statt. Dreiundzwanzig. Ich zählte 23 andere Studenten, die genau so waren wie ich. Voller Zweifel und auf der Suche nach einer Lösung. Ich war nicht mehr die Einzige, ich war eine unter vielen.

Weiterstudieren oder Umorientieren war die erste wichtige Frage.

Ich persönlich konnte mir diese Frage beantworten, indem ich mir eine andere stellte: Wo will ich in fünf Jahren sein und was ist mir in der Zeit bis dahin wichtig?

Mein Ziel war klar: ein Job im Bereich Marketing. Was war mir dabei wichtig? Auf dem Weg zum Ziel möglichst viel Praxiserfahrung sammeln. Mir wurde klar, dass ich so schnell wie möglich in die Arbeitswelt einsteigen wollte und dass die ewige Theorie im Studium mein Motivationskiller gewesen war.

Eine Ausbildung sollte es also sein, aber gibt es überhaupt Arbeitgeber, die mich mit so einem Lebenslauf einstellen? Zweiundzwanzig Jahre alt und zweifacher Studienausstieg? Ja es gibt sie, man muss nur wissen wo man suchen muss.

Auch hierbei half mir das Projekt „move!“. Dort konnte ich direkt mit Beratern der Agentur für Arbeit, der IHK und der Handwerkskammer über die verschiedenen Ausbildungsangebote reden.
Ich kann jedem nur empfehlen, sich an die verschiedenen Projekte der Hochschulen zu wenden.
Sie haben mir nicht nur gezeigt, was meine Möglichkeiten sind, sondern haben mir auch geholfen, diese Möglichkeiten wahrzunehmen.

Und wie meine beste Freundin mir sagte: „You will find your way! Wenn doch alle Wege nach Rom führen, ist es doch egal welchen du nimmst. Nicht jeder nimmt den Highway, manche nehmen halt den Blumenwiesentrampelpfad.“

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