„Ich bin an meinen Studienzweifeln gewachsen.”

Ich bekam eine Absage für mein Wunschstudienfach und fing an etwas anderes zu studieren. Dadurch überkamen mich schnell Zweifel an meiner Studienwahl. Jetzt bin ich froh, dass ich bei meinem Studienfach geblieben bin, obwohl es nicht in meinem Masterplan gepasst hat.

„Nach meinem Abitur stellte ich mir die Fragen: Studieren – Ist das überhaupt was für mich? Oder studiere ich nur, weil man das halt so macht nach dem Abi?“

Was ich aber wusste: Ich hatte vom Lernen erst mal genug. Ich ging also nicht direkt ins Studium über, sondern absolvierte ein Jahr Bundesfreiwilligendienst in einem Veranstaltungshaus. Ich hoffte so herauszufinden, ob ich studieren wollte oder nicht. Im Endeffekt war ich nach dem Abschluss meines BFD im September 2015 genauso schlau wie vorher.   

Ich hatte immer im Kopf gehabt, in die Richtung PR oder Journalismus zu gehen. Ich fing an zu recherchieren. Dabei fand ich heraus, dass es keine große Rolle spielt, welches Fach man studiert, da man meist als Trainee oder Volontär einsteigt. Deshalb habe ich mich einfach an diversen Unis in meinem Umkreis beworben. 

Für das Wintersemester bekam ich eine Zusage für Germanistik als Hauptfach an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf. Eigentlich wollte ich Kommunikations- und Medienwissenschaft als Nebenfach studieren, wofür ich aber leider keine Zusage bekam. Ich war enttäuscht und frustriert. Keine Zulassung für mein Wunschfach, und was mache ich jetzt? Ich dachte mir damals:  

„Einfach mal anfangen, alles Weitere ergibt sich schon und wechseln kann ich nach dem ersten Semester immer noch.“

Ich fing an zu studieren und wählte stattdessen Informationswissenschaft als Nebenfach dazu. Mir erschien diese Kombination als zweitbeste Lösung, da ich es als ein zukunftsgerichtetes Fach ansah, welches die Basics von Webdesign, Programmieren, Wissensspeicherung und Verbreitung, Suchmaschinen und diversen Online-Formaten vermittelt.  

Die ersten zwei Semester vergingen wie im Flug. Ich besuchte Seminare in Germanistik, die mich interessierten und ich hatte Spaß am Studium. 

In meinem Nebenfach lief es jedoch anders. Ich wusste von der ersten Veranstaltung an, dass es arbeitsintensiver wird als mein Hauptfach. Es fielen Begriffe wie Natural Language Processing, Crawler und Textstatistik. Ich war verunsichert und wusste nicht, ob ich die richtige Wahl getroffen hatte. Ich blieb aber erst einmal dabei. So schnell wollte ich nicht aufgeben.  

Ich besuchte alle Veranstaltungen und verstand nur so halb, worum es eigentlich ging. Nach den ersten beiden Semestern sollte eine Klausur, über alle fünf Veranstaltungen des ersten Moduls, geschrieben werden. Ich stand vor einem Berg an Vorlesungs- und Seminarfolien, wusste gar nicht, wo ich anfangen sollte und fing viel zu spät an zu lernen. Von älteren Studierenden hatte ich gehört, dass diese Klausur sehr schwer sein sollte und die meisten sie erst im zweiten Versuch bestehen. Ich ging in die Klausur mit der Absicht, mir nur den Aufbau anzugucken. Nach der Klausur wusste ich, dass es nicht ideal gelaufen ist. Nun hieß es warten.  

In den Semesterferien überkamen mich immer mehr Zweifel an meiner Studienwahl. Denn im Hinterkopf hatte ich immer noch das andere Nebenfach.

Durch mein Hauptfach wusste ich jetzt wenigstens, dass ein Studium das Richtige für mich ist. Aber an meinem Nebenfach zweifelte ich.

Ich fing an ernsthaft über einen Nebenfachwechsel nachzudenken. Ich sprach viel mit meinen Freunden über ihre Studienwahl und merkte, dass ich nicht die Einzige mit Studienzweifeln war.Das machte mir Mut. Gleichzeitig wechselten Freunde von mir ihr Nebenfach schon zum wiederholten Male. Mir wurde klar:

Es ist kein Versagen, wenn man nicht von Anfang im richtigen Studienfach landet. 

Ich informierte mich weiter im Internet welche Studiengänge zu meinen Interessen passen könnten. Ich sprach mit Kommilitonen, die mein Wunschnebenfach studierten Ich machte mir Pro- und Contra-Listen zu meinem aktuellen Studium und den potenziellen neuen Studienfächern. Ich sprach viel mit meiner Familie. Vor allem meine Oma und meine Tanten sagten mir alle das gleiche: „Mach doch erst mal fertig, dann hast du wenigstens was in der Hand. Danach kannst du immer noch was anderes machen!“. 

Diese Antwort war nicht das, was ich hören wollte. Sollte ich wirklich drei Jahre meiner Zeit mit einem Studium verschwenden, das nichts für mich ist? Um danach noch ein Bachelorstudium zu machen, welches dann hoffentlich besser zu mir passte? Nein, das ergab für mich überhaupt keinen Sinn.

Auf den letzten Drücker bewarb ich mich für Kommunikations- und Medienwissenschaft als Nebenfach. Nun wartete ich also auf mein Klausurergebnis und hoffte auf eine Zusage für ein neues Nebenfach. Ich wartete und wartete, die Zusage kam leider nicht. Das Klausurergebnis irgendwann aber schon.

Ich hatte bestanden. Der schwerste Teil war also geschafft. Ich blieb erstmal bei meiner Studienkombination. Zwar war ich etwas enttäuscht, dass ich keine Zusage bekommen hatte, aber ich konnte es zum nächsten Wintersemester noch einmal versuchen.

Ich besuchte weiter ganz normal meine Seminare nach dem Musterstundenplan und die Note in der Klausur hatte meinen Ehrgeiz geweckt. Die Seminare des zweiten Moduls fingen an mir Spaß zu machen. Programmieren, Webdesign und die praktischeren Seminare weckten mein Interesse. Nach dem vierten Semester gab es wieder eine Abschlussprüfung. Ich hatte aus meinen Fehlern gelernt, machte mir einen Lernplan, fing früher an zu lernen und war mit viel Ehrgeiz dabei. Ich legte die Prüfung ab und war mit dem Ergebnis sehr zu frieden.

Ich überlegte dennoch, ob ich mich noch einmal für das andere Nebenfach bewerben sollte. Tat es dann aber nicht.

Ich blieb bei meinem Nebenfach. Während des dritten und vierten Semesters hatten sich meine Zweifel in Luft aufgelöst.

Dadurch, dass ich mich richtig in mein Nebenfach eingearbeitet hatte, machte es mir Spaß. Die kommenden Seminare wie Instagram Forschung, Informationelle Urbanistik und Informationsmärkte hörten sich für mich sehr spannend und zukunftsweisend an.

Ich habe gelernt:

Manchmal muss man einfach dabeibleiben, auch wenn man unsicher ist, um herauszufinden, was man eigentlich will.

Ich bin froh, dass ich bei meinem Studiengang geblieben bin. Jetzt weiß ich, dass ein Studium die richtige Entscheidung für mich war. Es hat mir sehr geholfen mit meinen Freunden und meiner Familie zu sprechen. Am Ende bin ich bin an meinen Studienzweifeln gewachsen.

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