„Mach die Zweifel nicht mit dir selbst aus.”
Nach dem Abitur ging’s bei mir ab ins Studium. An einem Tag bekam ich noch mein Abi-Zeugnis überreicht, am nächsten bewarb ich mich schon fleißig an Universitäten. Aber wo sollte es hingehen und was interessierte mich eigentlich?
Nah sollte es sein, um meine Familie regelmäßig sehen zu können, aber weit genug um auszuziehen und selbständig zu werden. Ich habe mir diverse Universitäten in meiner Umgebung angeschaut, mich großflächig beworben und dann für ein Soziologie-Studium entschieden.
Im Oktober des gleichen Jahres zog ich in eine WG und begann mit meinem Studium. Anfangs war ich aufgeregt und vor allem motiviert, aber diese Motivation hielt nicht allzu lang an und mich überkamen die ersten Zweifel. Das Studium war nicht so wie ich es mir vorgestellt hatte, die Inhalte haben mich kaum angesprochen und dadurch, dass man sehr wenige Module hatte, kam das Gefühl des Student seins nie richtig auf. Ich fühlte mich fehl am Platz.
Fragen wie „Ist das Studium das Richtige?“, „Will ich das wirklich mein Leben lang machen?“ und „Interessiert mich der Bereich eigentlich?“ machten sich in meinem Kopf breit.
Ich ging davon aus, dass Zweifel am Anfang eines Studiums normal seien und viele Studierende sich so fühlten, aber die Zweifel wurden mit der Zeit immer stärker. Irgendwann konnte ich sie nicht mehr ignorieren. Dann, im zweiten Semester, hatte ich einen Moment, in dem mir bewusst wurde, dass ich das Studium nicht weiter machen wollte oder konnte. Es war ein bisschen wie im Film, wenn die Figur sich über etwas Gedanken macht und dann dieses „klirrende Glas“-Geräusch ertönt. Die Entscheidung war gefällt und jetzt auch unumgänglich. Zunächst war ich irgendwie erleichtert, aber dann überkam mich die Angst. Was sollte ich denn jetzt machen? Ich musste mir darüber klar werden, ob ich weiter studieren, oder vielleicht eine ganz andere Richtung einschlagen wollte.
„Mach die Zweifel nicht mit dir selbst aus!“
Ich habe schnell gemerkt, dass ich mich allein nur verrückt mache und vertraute mich zunächst meinen Freundinnen an. Die Reaktionen waren allgemein sehr positiv und unterstützend. Mir ist bewusst geworden, dass ich nicht allein bin und ich meine Zweifel nicht mit mir selbst ausmachen muss. Mit neu gewonnenem Ansporn habe ich mir Beratungsstellen an meiner Universität gesucht und habe auch zeitnah eine Beratung bekommen.
Im Gespräch wurde ich gefragt, welche Bereiche mich interessieren, wo meine Schwächen und Stärken liegen und was mir Spaß macht. Wir haben uns Studiengänge angeschaut, die zu meinen Vorstellungen passen könnten und am Ende habe ich noch einige Broschüren mitbekommen. Nach der Beratung war mir um einiges klarer wohin der Weg gehen sollte.
Als ich dann eine ungefähre Idee hatte wohin die Reise gehen soll, habe ich mich dann auch endlich meinen Eltern anvertraut. Ich habe mir zurechtgelegt was ich sagen wollte und war auch sehr nervös, aber meine Sorgen waren gar nicht nötig, weil meine Eltern insgesamt sehr verständnisvoll waren.
„Natürlich haben sie keine Freudensprünge gemacht, aber sie haben mir sehr deutlich gezeigt, dass mein Glück wichtiger ist als ein Studium durchzuprügeln, vor allem wenn ich mich damit nicht wohlfühle.“
Der nächste Schritt war dann die Bewerbung und danach ging alles sehr schnell. Ich bekam eine Zusage für BWL und da ich die Universität nicht wechseln musste, war auch die Umschreibung ganz einfach.
Das Wintersemester begann mit der Orientierungswoche und auch, wenn ich schon ungefähr wusste wie die organisatorischen Dinge ablaufen würden, war es eine große Hilfe für den Einstieg. Man hat schnell seine Kommilitonen kennengelernt und die ersten Freundschaften entstanden schon in der Woche.
Aus meinem letzten Studium wusste ich schon, dass viele Veranstaltungen für Studenten vom Fachschaftsrat des jeweiligen Studiengangs organisiert werden und habe mir, aus diesem Grund, auch die Fachschaftsarbeit meines neuen Studiengangs angeschaut und habe angefangen mich dann auch zu engagieren. Die Fachschaftsarbeit macht mir sehr großen Spaß und ich habe sehr viele nette Menschen kennenlernen dürfen.
Ich bin im BWL-Studium angekommen. Unter anderem durch den tollen Anschluss und anders als bei Soziologie. Ab und zu, vor allem in stressigen Phasen, habe ich auch am BWL-Studium meine Zweifel, aber ich kann für mich einschätzen, dass diese anders sind, als bei meinem ersten Studium.
Alles in allem, kann ich sagen, dass ich froh über den Wechsel bin und dankbar für die Unterstützung meiner Freunde und Familie.
„Ich habe gelernt, dass ein Studienwechsel zwar Mut erfordert, aber nichts ist wovor man Angst haben muss.“
Es ist so viel wichtiger sich in seinem Studium wohl zu fühlen, als etwas durchzuziehen, nur aus Angst vor den Reaktionen anderer und meist sind die Reaktionen auch überhaupt nicht so schlimm wie man sie sich ausmalt. Es gibt so viele Studierende die Zweifel haben und ihre Wahl infrage stellen und das ist völlig in Ordnung.
Wichtig ist, über seine Zweifel zu reden, sich anderen Menschen anzuvertrauen und nicht alles mit sich selbst auszumachen.