Durchgefallen im Drittversuch

Durchgefallen im Drittversuch

Simone studiert im vierten Semester BWL als sie zum dritten Mal durch eine Einführungsklausur fällt. Sie geht zum Prüfungsamt und lässt sich exmatrikulieren, denn für sie steht fest „Das war es jetzt.“ Wieso das nicht stimmt und wie sie ihr Studium dennoch beendet, erfahrt ihr im Folgenden. Wir erzählen euch, wie man sich auf einen Drittversuch vorbereitet und was man tun kann, wenn man eine Prüfung endgültig nicht bestanden hat.

Hier geht es zum Leifaden für Drittversuche: schnelle Hilfe

Simone hat ihn erlebt – den gefürchteten Drittversuch. In vielen Studiengängen in Deutschland ist die Anzahl der zulässigen Prüfungsversuche auf drei beschränkt. Danach haben Studierende ihren Prüfungsanspruch verloren, sodass die Zwangsexmatrikulation droht. Oder drohen könnte. Denn es kommt immer auf den Einzelfall an, so viel sei schon einmal gesagt: Es lassen sich kaum allgemeingültige Aussagen über Prüfungsregelungen treffen, denn sie unterscheiden je nach Bundesland, Hochschule, Studiengang, Fächerkombination und Prüfungsordnung. Wichtig ist demnach in jedem Fall, sich über seine eigene Prüfungsordnung zu informieren und sich bei Unklarheiten an die Fachstudienberatung zu wenden – egal ob man nun an „Mathe 1“, der Elektrotechnik-Klausur oder der „Einführung in die BWL“ gescheitert ist. Letztere wurde Simone zum Verhängnis, die sich nach drei Fehlversuchen unmittelbar exmatrikuliert. Denn dass dies ohnehin passiert wäre, weiß sie ja, vom Hörensagen – in die Prüfungsordnung schaut sie nicht.

Was für viele eine große Belastung darstellt, nimmt Simone mit Fassung auf, sie geht pragmatisch an die Sache ran: „Natürlich war es mir nicht egal, ich habe mich über die verschwendete Zeit geärgert. Damals hatte ich jedoch den Standpunkt: Es ist blöd gelaufen, aber man kann es nicht mehr ändern und ich muss nach vorne schauen.“ Ein lösungsorientierter Ansatz, der vielleicht auch der Tatsache geschuldet ist, dass Simone bereits vor Studienbeginn auf eine abgeschlossene Ausbildung und einige Jahre Berufserfahrung zurückblicken kann.

1-2- nicht aller guten Dinge sind 3

Wie in vielen anderen Fällen gilt auch beim Thema Drittversuche: Prävention ist die beste Medizin. Idealerweise sollte es also gar nicht zum dritten Prüfungsversuch kommen, denn je öfter du durch eine Klausur gefallen bist, desto größer wird der Druck, sie beim nächsten Mal bestehen zu müssen. Leichter gesagt als getan? Bei besonders anspruchsvollen Klausuren, die eine hohe Durchfallquote aufweisen, ist es nicht ungewöhnlich, mehrere Versuche zum Bestehen zu benötigen. Allerdings ist es in diesem Fall ratsam, nicht leichtfertig in eine Prüfung zu gehen und sich auch auf den ersten Versuch sehr gut vorzubereiten. Darüber hinaus solltest du immer, wenn du durch eine Prüfung gefallen bist, analysieren, woran es gelegen hat. „Daran scheitert es oft“, berichtet der Diplom-Psychologe Peter Schott, der jahrelang als Studienberater an der Universität Münster tätig war. „Ich habe es immer wieder erlebt, dass Studierende aus den ersten beiden Fehlversuchen nicht gelernt haben. Wenn ich zweimal erlebt habe, dass eine bestimmte Strategie nicht erfolgreich war, dann verbietet es sich eigentlich, es das dritte Mal genauso zu machen.“

Geh zur Klausureinsicht!

Auch Simone geht eher unbedarft in ihren dritten Prüfungsversuch, sie lernt ein bisschen mehr als für die vorherigen Male, stellt ihre Prüfungsvorbereitung generell jedoch nicht in Frage und geht auch nicht zur Klausureinsicht. Wieso? „Weil ich immer den Weg des geringsten Widerstandes gehen und mich ohnehin möglichst wenig mit den Formalitäten und den Fehlversuchen beschäftigen wollte.“ Eine Klausureinsicht birgt jedoch gleich mehrere Vorteile. Einerseits legt sie die Grundlage für die nächste Vorbereitung, denn sie erleichtert dir die Fehlersuche ungemein: Wo hast du meisten Punkte verloren und wieso? In welchen Bereichen warst du eventuell schon gut vorbereitet? Und wie kannst im nächsten Versuch möglichst effektiv eine höhere Punktzahl erreichen? Falls du nur sehr knapp durch die Prüfung gefallen bist, lohnt es sich auch, die Korrektur deiner Klausur zu überprüfen und eventuell in Absprache mit deiner/m Dozent*in noch ein oder zwei Punkte zu gewinnen. Die Einsicht in eine Klausur stellt zudem einen guten Anlass dar, um mit deinem/r Prüfer*in ins Gespräch zu kommen. Hier hast du nicht nur die Gelegenheit, Engagement und Motivation zu zeigen, sondern erhältst möglicherweise auch wichtige Hinweise zu klausurrelevanten Themen, Schwerpunkten oder Aufgabenstellungen. In manchen Fällen ist es sogar möglich, die schriftliche Klausur durch eine mündliche Prüfung zu ersetzen. Diese Option kannst du im Gespräch ansprechen und klären, ob eine Alternative im Sinne deines/r Prüfer*in und der zugrundeliegenden Prüfungsordnung ist.

Analysieren, woran hat es beim letzten Mal gelegen hat

Wenn du analysierst, was in der letzten Klausur schiefgelaufen ist, solltest du schonungslos vorgehen und ehrlich zu dir selbst sein. „Häufig ist die Ursache ganz banal“, weiß Peter Schott. „Man hat zu wenig gelernt. Manchmal ist es aber etwas komplizierter als das, beispielsweise, wenn man Angst vor der Prüfung hat, einfach die falschen Strategien anwendet oder nicht vernünftig überprüft hat, ob das, was man gelernt hat, auch das ist, was in der Prüfung abgefragt wird.“ Rückblickend betrachtet, ist es für Simone offenkundig, dass sie sich – nach vielen Jahren der Berufstätigkeit – erst an die universitären Strukturen gewöhnen musste. „Ich musste erst das Lernen wieder lernen.“

Um die eigenen Lernstrategien zu überprüfen, kann es hilfreich sein, den Austausch mit seinen Kommiliton*innen zu suchen: Kennst du Studierende, die die Prüfung schon bestanden haben? Wie haben sie sich vorbereitet? Als wichtiger Ansprechpartner kann hier auch die jeweilige Fachschaft dienen, die sich aus Studierenden zusammensetzt und sich gleichzeitig um ihre Belange bemüht.Wenn du das Gefühl hast, dass du im besonderen Maß unter Prüfungsangst leidest, such dir professionelle Hilfe! Hier können dir sowohl die Zentrale Studienberatung als auch die Psychologische Beratung deiner Hochschule weiterhelfen. Einige Ratschläge zum Thema Prüfungsangst und wichtige Hinweise zur Prüfungsvorbereitung erhältst du auch im Podcast „Studienzweifel?“

Aller guten Dinge sind vier?

Simone hat ihr Studium trotz aller Widrigkeiten und dreier Fehlversuche beendet und ist heute stolze Besitzerin eines Bachelor of Science in Betriebswirtschaftslehre – durch Disziplin, Zufall und mit etwas Glück. Kurz nach ihrer Exmatrikulation erfährt sie im Gespräch mit Kommiliton*innen, dass sie sich gar nicht hätte exmatrikulieren müssen. Durch eine Sonderregelung in ihrem damaligen Studiengang war es möglich, die Prüfung unter bestimmten Bedingungen erneut zu schreiben. Simone schreibt sich wieder ein und die Prüfung zum vierten Mal – und besteht. „Das war die beste Klausur meines Studiums. Für so einen Versuch lernt man natürlich mehr als für einen Erstversuch, aber ich denke auch, dass ich zu diesem Zeitpunkt einfach das Lernen wieder gelernt hatte und verstand, wie ich mich für eine Klausur vorbereiten musste. Ich wusste auch, was auf mich zukommt. Ich kannte den Professor, wusste, wie er seine Prüfungen aufbaut und welche Fragen er mit Vorliebe stellt.“ Was kann man nun aus Simones Geschichte lernen? Aller guten Dinge sind 4? In manchen Fällen ist es wohl so. Allerdings kann ein wiederholtes Nicht-Bestehen einer Studienleistung auch darauf hindeuten, dass dein derzeitiger Studiengang sich nicht ausreichend mit deinen Kompetenzen und deinen Interessen deckt. Vielleicht bist du auch mit Erwartungen in dein Studium gegangen, die einfach nicht erfüllt werden. Bevor du dich also durch eine erneute Prüfung und Anträge quälst und womöglich sogar juristisch gegen dein Prüfungsergebnis vorgehen möchtest, lohnt sich die Frage: Bin ich in meinem Studium überhaupt noch glücklich? Möchte ich das wirklich weitermachen oder gibt es vielleicht ein Studienfach oder womöglich eine Ausbildung, die viel mehr meinen Fähigkeiten entspricht und mir Freude bereitet?

Wenn der Ernstfall eintritt….

Lernen kann man aus Simones Geschichte auf jeden Fall, dass es notwendig ist, sich eigenständig mit der Prüfungsordnung auseinanderzusetzen und sich bei Fragen, an die Studienberatung zu wenden statt sich auf kursierende Gerüchte, das eigene Bauchgefühl oder Aussagen von Kommiliton*innen zu verlassen – welche eventuell nach einer ganz anderen Ordnung studieren als du. Was in diesem Fall zählt, sind verlässliche Informationen. Darüber hinaus es ratsam, sich nicht erst nach dem ersten Fehlversuch oder vor der zweiten Wiederholungsklausur mir der Prüfungsordnung und dem Modulhandbuch zu beschäftigen. Es ist sinnvoll die Anzahl seiner Prüfungsversuche zu kennen, denn – Achtung! – manchmal beträgt sie nicht drei, sondern nur zwei.

Im Modulhandbuch deines Studiengangs erfährst du, ob deine nicht bestandene Klausur Teil es Pflicht- oder eines Wahlpflichtmoduls ist. Für das endgültige Nicht-Bestehen einer Prüfung ist vor allen Dingen diese Unterscheidung von zentraler Bedeutung. Falls es sich um ein Wahlpflichtmodul handelt, besteht möglicherwiese die Chance, die ausstehende Prüfungsleistung in einem anderen Modul zu absolvieren, in dem du den Prüfungsanspruch noch nicht verloren hast.

Im Notfall kann auch ein sogenannter „Härtefallantrag“ gestellt werden, der es Studierenden, in gesonderten Fällen ermöglicht, eine nicht bestandene Klausur zu wiederholen. Hierfür müssen jedoch trifte Gründe für das vorherige Scheitern vorliegen, beispielsweise schwere gesundheitliche Beeinträchtigungen oder ein Todesfall im engeren Familienkreis. Bevor du einen offiziellen Antrag stellst, solltest du jedoch hinterfragen, ob und in welcher Form du dein Studium fortsetzen möchtest. Eventuell birgt ein Hochschul- oder ein Studienfachwechsel (besonders für Zwei-Fach-Bachelor-Studiengänge interessant) für dich eine attraktive Lösung. Mehr Infos zum Studienwechsel und Erfahrungsberichte von anderen Studierenden findest du hier: Studienwechsel.

Falls du über einen Studienabbruch nachdenkst findest du hier Inspirationen und Berichte von Studierenden, die diesen Weg vor dir beschritten haben: Studienabbruch.

Die wichtigsten Tipps, haben wir hier für dich zusammengefasst:

Leitfaden für Drittversuche:


  • Die eigene Prüfungsvorbereitung evaluieren
  • In die Klausureinsicht gehen
  • In den Austausch mit Kommiliton*innen gehen: Wie haben sie sich vorbereitet?
  • Mit dem/r Prüfer*in sprechen: Ist eventuell eine mündliche Prüfung möglich?
  • Sich Hilfe bei der Studienberatung, Fachschaft oder der Psychologischen Beratung suchen
  • Kann ein anderes Wahlpflichtmodul absolviert werden?
  • Härtefallantrag
  • Ist eine Fortsetzung des Studiums an einer anderen Hochschule möglich?
  • Möchtest du im Zwei-Fach-Bachelor ein Studienfach wechseln, um dein Studium erfolgreich abzuschließen?
  • Sich mit alternativen Möglichkeiten der beruflichen Qualifizierung auseinandersetzen: Gibt es vielleicht eine ähnliche Ausbildung, die dich interessiert?

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